Im Juni 2025 waren Holger und ich zu Gast an der SRH. Wir haben Studierenden im Modul Werbepsychologie eine Einführung in Open Source Hardware gegeben und eine Aufgabe, bei der sie ihr Wissen anwenden können.
Yana, eine der teilnehmenden Studierenden, hatte darüber bereits auf diesem Blog berichtet.
In diesem Artikel soll der Austausch nun aus Sicht von Holger und mir, also aus Sicht des Vereins OSEG (Open Source Ecology Germany e.V.) dargestellt werden.
Für uns war an dem Projekt besonders interessant, wie ein Blick von außen mit unseren eigenen Überlegungen zu einer verstärkten Sichtbarkeit von Bewegung und Verein übereinstimmt oder abweicht. Weil die Studierenden noch wenig von Open Source wissen, sind sie perfekt, um solch einen unparteiischen und frischen Blick auf beides zu werfen.
Die Studierenden hatten drei Wochen Zeit, um sich in sieben Gruppen in das Thema einzuarbeiten und Vorschläge für uns auszuarbeiten.
Sie haben relativ schnell erkannt, was die Vorteile von Open Source sind: Es gibt eine Community, die zusammenarbeitet, und das ist richtig cool. Es gibt kein Vendor Lock-in, das kann wichtig sein. Man kann eigene Projekte und Produkte entwickeln oder sich an denen von anderen beteiligen, und man kann viel dabei lernen.
Sie haben aber auch bemerkt, wie wenig Wikipedia, Linux oder Arduino mit Open Source in Verbindung gebracht werden. Während manche Open Source Produkte bekannt waren, scheint das Bewusstsein für die Konzepte dahinter nicht sehr ausgeprägt zu sein.
In den Präsentationen der sieben Gruppen und in unseren Diskussionen traten mehrere Themen immer wieder auf. Die häufigsten sind von mir in Frageform herausdestilliert worden. Erste mögliche knappe Antworten von mir sind in Klammer dahinter:
- „Wir haben mal eine Umfrage gemacht und es kam raus, dass kaum jemand von OSH und noch weniger von OSEG weiß.“ (Das fällt uns auch auf. Es gibt eine Community, die ist nicht mal klein und auch gut vernetzt, aber in der Allgemeinheit nicht sehr bekannt.)
- „Okay, dann gehen wir mal Schritt für Schritt ran: Was genau wollt Ihr, was ist Eure Kernbotschaft?“ (Wissen soll frei und zugänglich sein, jeder soll damit was machen können. So dass z.B. jede_r ein Gerät auf Basis von Open Source Plänen analysieren, nachbauen, reparieren, verändern, sogar produzieren kann.)
- „Wer ist eigentlich die Zielgruppe, die angesprochen werden soll? Es sind vor allem Männer zwischen 35 und 44, die zu Open Source Projekten beitragen. Wo sind die anderen?“ (Wir sind bei OSEG bereits breiter aufgestellt als es die generelle Statistik aussagt. Dass die Gruppe der Engagierten noch diverser wird, ist ein erklärtes Ziel, an dem wir arbeiten.)
- „Wie finde ich Open Source Projekte und Produkte?“ (Wir sehen auch, dass das nicht so einfach ist. Es gibt viele einzelne Projekte. Bei OSEG gibt es eine Gruppe, die das Problem mit einer speziellen Suchmaschine angeht, aber es gibt noch viel zu tun.)
- „Braucht es technische Skills oder kann man auch was beitragen ohne Programmierer_in oder Ingenieur_in zu sein?“ (Ja, klar! Wie wärs mit Kommunikation? Oder Orga für alle möglichen Projekte? Wir sind da kreativ! Einfach bei uns melden.)
- „Wie tritt man mit Euch in Kontakt? Wie finde ich heraus, was ich bei und mit Euch machen kann?“ (Ein erstes Bild könnt ihr euch auf unserer Website oder unserem Wiki machen, aber am besten meldet ihr euch direkt bei uns per Mail oder Telegram Welcome Gruppe.)
- „Wie sieht das mit den Finanzen aus, wird die Arbeit bezahlt?“ (Tja, schwierige Frage. Ist viel ehrenamtliche Arbeit dabei. Manchmal werden Projekte auch gefördert. Oder man hat Glück und arbeitet in einer Firma, die mit Open Source arbeitet. Aber es ist die Überzeugung, die uns zusammenhält, und nicht das Geld!)
- „Wieso finde ich kaum gute Geschichten? Die wären ganz wichtig, wenn schon kein Geld für Werbung da ist!“ (Das zu machen steht auf unseren ToDo-Listen.)
- „Könntet Ihr ein richtig gutes Beispiel geben, damit man sich das besser vorstellen kann?“ (Ein beeindruckendes Beispiel ist der OSI² ONE MR Scanner, ein Niedrigfeld-MRT. OSI² steht für Open Source Imaging Initiative. Es zeigt, dass Innovation, Hightech und Offenheit sehr gut zusammenpassen können. Daran ist auch eines unserer Vereinsmitglieder beteiligt.)
- „Arbeitet Ihr mit Firmen zusammen?“ (Ja, manchmal. Würden wir gerne ausbauen.)
- „Ihr macht doch auch Forschung. Wird das veröffentlicht?“ (Einiges schon! Teils auf unserem eigenen Wiki, aber auch in verschiedenen Publikationen, z.B. im Journal of Open Hardware..)
- „Das mit der Open Learning Bewegung gefällt uns! „Die Freiheit zu lernen, zu schaffen und Neues zu entwickeln“ ist doch genau das, was wir wollen.“ (Wir auch, da haben wir noch einige konkrete Ideen in der Pipeline.)
Die Offenheit der Studierenden war wirklich großartig und es war schön, diese Zusammenstellung mit Ideen für die Umsetzung zu bekommen. Sie haben uns motiviert, das, was wir seit langem als „es wäre toll, wenn…“ diskutieren, vermehrt anzugehen.
Vielleicht können wir mehr Ideen und Perspektiven zu den angesprochenen Punkten einfangen, so dass der individuelle Blick erweitert wird? Wäre ein Thema für einen weiteren Blogbeitrag 😉
Wir freuen uns jedenfalls auf viel Input von verschiedensten Menschen und Organisationen und vor allem auf Angebote, mitzumachen!
