Eine neue modulare OpenEcoLab-Lehrwerkstatt – Eine Projektgeschichte

Meilenstein für partizipative Technologieentwicklung: die gemeinnützige Initiative „Open Source Ecology Germany“ feiert die Ersteinrichtung ihrer Lehrwerkstatt und zukünftigen Open-Hardware-Schmiede im OpenEcoLab Blievenstorf .

Es begab sich im Jahre 2021 im sogen. OpenEcoLab Blievenstorf, idyllisch gelegen an einem Waldrand mitten zwischen Hamburg und Berlin, dass die Aktivitas unseres Vereins Open Source Ecology Germany nach zwei großen Arbeitseinsätzen im Sommer sowie kleineren „Sprints“ im Herbst nun endlich die Fertigstellung der Lehrwerkstatt bekunden kann. Diese ist grundlegender Baustein der vielfältigen geplanten Aktivitäten an diesem Stützpunkt, der in den kommenden Jahren dauerhaft als Forschungs- und Entwicklungraum sowie als Ort für Schulungen und Wissensaustausch dienen wird.

Der erste Entwurf 2018

So fanden die Vorbereitungen der letzten Jahre in den Werkstatträumen mit Verlegung der elektrischen Leitungen, Anbringen eines gesonderten Schaltschranks und der Installation von arbeitstauglicher Beleuchtung (perfekt für helle Ideen und die sich „gelegentlich“ bis spät in die Nacht ziehende emsige Tätigkeit der OSEG-Crew) ihren Abschluss. Mit vereinter Kraft wurden Werkzeugschränke und Werkbänke ausgepackt, zusammengeschraubt und aufgebaut. Wie schon bei allen anderen Schritten dieses umfangreichen Projektes gab es auch dabei einiges zu lernen, z.B. wie man verzogene Arbeitsplatten durch geschicktes Einölen und Erwärmen richten kann, und lange wurden die Möbel rumgerückt, bis ihre endgültigen Plätze auserkoren werden konnten.

Auch wurden zwei sogen. „French-Cleat“-Keilleisten-Wände für die flexibel anpassbare An- und Unterbringung von Werkzeugen montiert, deren Teile zuvor im nahegelegenen OpenEcoLab Nieklitz auf einer großer Holzfräse gefertigt worden waren. (Die Besonderheiten des dort eingesetzten uralten und proprietären Fräsprogramms zu bezwingen, um endlich maßhaltige Konturen zu erhalten, motivierte uns übrigens, getreu unserer Vision „Open Source Everywhere“, langfristig einen Wechsel auf das entsprechende CAM-Modul des Open-Source-CAD-Programms FreeCAD ins Auge zu fassen..) Die modulare Funktionalität der Module enstand durch die Endmontage mit aus dem OpenEcoLab Stuttgart (dem „Hobbyhimmel“) kurzfristig zugesandten 3D-gedruckten Halte-Nupsis (durch Schrauben aufweitbare runde Klemmstücke) und die akkurat gesägten Keilleisten, die sowohl ein werkzeugfreies An-, Ab- und Umhängen der Werkzeughalterplatten wie auch deren sicheren Halt ermöglichen. Zugleich unterstützte uns das OpenEcoLab Rahden mit der Zulieferung von Aluprofilen und Einzelbauteilen. Eine Kooperation mit dem jungen Industrieraster-2032er-Projekt (Open Source Hardware) wurde ebenso als Grundlage der Inspiration genutzt wie auch das Konzept von Svens Werkstube. Somit wurde dieses wichtige Element in altgewohnter Manier zu einem eigenständigen Großprojekt ungeahntem Außmaßes.

Die modulare Werkzeugwand mit Industrieraster und Eurobox-Packmaß (Laser-Fronten-Shaddowboards ausstehend)

Außerdem wurden mit Vorfreude und großem Enthusiasmus die laufend eintreffenden Bestellungen entgegengenommen, gesichtet und dokumentiert. Dabei auch diverse größere Lieferungen wie die der Schweißzeuge und -ausrüstung, die per Spedition und LKW auf den Hof kam.
Da Recherche und Bestellabwicklung über das Internet mitunter (besser gesagt: meistens) doch zeitaufwendiger als geplant werden, wurde ein Batzen Kleinkram und Sicherheitsausrüstung kurzerhand im Baumarkt in der Nähe besorgt.

Das Werken erstreckte sich also über viele Tage und so war auch die Belegschaft vor Ort ständig im fliegenden Wechsel. OSEG-Mitglieder aus ganz Deutschland reisten an, um mitzuhelfen und so gab es immer wieder Momente, in denen wir zusammen saßen und uns in einer entspannten und geselligen Stimmung gegenseitig und miteinander unterhielten. Manchmal in liebevollen Tiefgrunddiskussionen und gesellschaftvisionären Schleifen ausartend. Dies meist Abends, wenn die Kinder schliefen und es Zeit für das gemeinsame Essen war.
Dabei ist anzumerken, dass eine leckere und ausgewogene Verpflegung dabei mit das Wichtigste ist, denn nur der gut ernährte (ω3-Fettsäuren! hochwertige Eiweiße! Ballaststoffe sic! Diskussion ongoing…) Mensch kann auch kräftig anpacken. Der Fleiß in der Küche war darum ebenso hoch geschätzt wie der tätige Einsatz an den Maschinen (zum Schleifen, Sägen, Schrauben..).
Desweiteren entstanden auch Videos, u.a. Zeitraffer und Nahaufnahmen von Menschen die eben diese Maschinen bedienten (und z.B. mit einer „Flex“ und viel Geduld langwierig Aluleisten für die zu schmal gefrästen Nuten in einigen Werkzeugmodulen passend machten).

Und da zu jenem Zeitpunkt das demokratisch bedeutsame Ereignis der Bundestagswahl nahte, bescherte uns ein überraschend aufgekreuzter Lokalsender neben der genügend vorhandenen Hand- noch einiges an Kopfarbeit, indem einige unfreiwillig Freiwillige noch zu Politik und Gesellschaft interviewt und darüber in philosophische Debatten hereingezogen wurden. Doch auch dies überstanden wir unnachgiebig frohgemut und weitgehend unverletzt.

Collage der Arbeitseinsätze vor Ort

Wir freuen uns als Verein sehr darauf, nun an diesem offenen Ort mit der Entwicklung und dem Bau von Open-Source-Hardware loszulegen sowie ein vielfältiges Kurs- und Workshopprogramm zu etablieren. Wenn es weiter Spaß und Nutzen bringt, hoffen wir, wachsende Menschenkreise vom umfangreichen Projekt „Open Source Planetary Infrastructure“ begeistern zu können sowie als kreativer Knoten in einem sich ausbreitenden Netz von OpenEcoLabs für die Zusammenarbeit am Freien Wissen und Freien Werkzeugen tätig zu sein. Das Werkstatt-Know-How werden wir zusammen mit anderen OpenEcoLabs im „Handbuch für Offene Werkstätten“ (https://www.owpedia.org/) reproduzierbar aufbereiten. Für die modulare Werkzeugwand in Eurobox-Passmaß haben wir auch schon ein passendes Kooperationsprojekt beim OpenEcoLab Stuttgart gefunden (https://www.ossso.de).

Für die finanzielle Unterstützung in dieser Runde danken wir recht herzlich der Postcode-Lotterie, die dieses Projekt mit fast 25k€ gefördert hat. Das hat uns ermöglicht, die Inneneinrichtung der Werkstatt von Null auf Hundert zu kickstarten und damit als Ort beste Bedingungen für die geplante Entwicklungsarbeit zu schaffen. Nach guten Erfahrungen wollen wir auch Werkpraktika und Freiwilligendienst auf dem Gelände anbieten. Perspektivisch soll das Lab (wegen der noch verbesserungswürdigen Dämmung vorerst im Sommerhalbjahr) als dauerhaft besetztes Labor und Produktionsstätte für Open-Source-Ideen Menschen und Projekten einladend begegnen. Durch die Modularität sind sind der mobilen Anwendung weitere Szenarien in Aussicht gesetzt. Wenn ihr das unterstützen wollt, bleibt am Ball bis wir einen Veranstaltungskalender für das Lab BV haben, schaut durch unsere Beiträge und stellt fleißig Mitgliedsanträge beim Verein. Es ist genug Open Source für alle da, greift zu.

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