Zum Abschluss unseres seitens der Postcode Lotterie geförderten “OpenEcoLab Mapping”-Projekts hat sich unser Kernteam “mit Kind und Kegel” auf die “OpenEcoLab Tour 2024” begeben.
Ziel der Rundreise war – neben dem Besuch einiger seit längerem bestehender OpenEcoLabs – der Besuch neuer potenzieller OpenEcoLabs, um die dortigen Menschen, die Projekte und die Standorte besser kennenzulernen. Zudem wollten wir unser Projekte aktiv und vor Ort bewerben.
Unsere OpenEcoLab Stationen sahen – fast schon “zirkulär” – einen kreisrunden Roadtrip durch die nördliche Hälfte der Bundesrepublik vor. Dabei hatten wir uns vorgenommen, innerhalb der Woche so viele Orte wie möglich zu besuchen, ohne dass wir oder unsere Gastgeber*innen zu sehr in Zeitstress kommen. Im Ergebnis wurden es (inklusive Abfahrtsort) fünf Stationen:
- OpenEcoLab Berlin
- Zentrum für Nachhaltigkeit (Kuhlmühle)
- OpenEcoLab Blievenstorf
- OpenEcoLab Rahden
- Alte Hölle e. V. Wiesenburg (VOW Sommerfest)
Los ging’s in unserem “Heimathafen”, dem Vereinssitz von Open Source Ecology Germany e.V., in dem auch der OpenEcoLab Coworking Space „Open Culture“ befindet. Open Source Ecology Germany e.V. teilt sich die Räumlickeiten mit der r0g_agency. Diese arbeitet mit Graswurzel-Organisationen und staatlichen Akteur*innen zusammen an Projekten im Bereich Open Knowledge, Open Technology und Peacebuilding. Hierbei konzentriert sie sich vor allem auf sich rapide und fundamental transformierende Regionen weltweit, um die Bildung “gesunder”, friedvoller Gesellschaften zu unterstützen.
Unser erster Halt nach der gemeinsamen Abfahrt führte uns in die Ostprignitz in die Gegend um Wittstock/Dosse. Auf dem hiesigen Gelände des Coolmühle e.V. in Kuhlmühle residiert das “Zentrum für soziale und ökologische Nachhaltigkeit, Permakultur und Naturverbundenheit” (ZfN) auf einer Fläche von ca. 27 Hektar. Auf diese riesigen Fläche verteilen sich mehrere Bungalows, zwei Reihen-Apartmenthäuser, eine Vierseitmühle, ein dreistöckiges Hotel, außerdem noch diverse kleinere Gebäude (Bootshaus, Sauna, Forsthaus, Heizhaus, Schuppen, Garagen). Das von momentan ca. 40 Menschen bespielte Projekt möchte neues Leben in die Region bringen, indem eine bunte Mischung thematisch unterschiedlicher Seminare, Workshops und Veranstaltungen auf dem Gelände stattfinden. Dies soll nachhaltigen Lebensformen Platz und Experimentierräume bieten, beispielsweise in der offenen Werkstatt, in der beispielsweise Open Source Maschinenbau (mit Fokus auf Open Source Ecology!) oder ganz allgemein DIY Projekte durchgeführt werden. Wir sind sehr angetan von der Nutzungsvielfalt und Gestalt der Räumlichkeiten und des gesamten Charakters des Geländes. Das ansässige Handmühlenmuseum und der fußläufig erreichbare See geben uns den Rest: Welch ein schöner, zukunftsträchtiger und vielseitiger Ort!
Wir kommen sicher wieder und wünschen uns eine aktive Zusammenarbeit.
Unsere nächste Etappe führte uns zu einem altbekannten Ort, der gleichzeitig ein wichtiger Knotenpunkt innerhalb der Vereinsarbeit und der Pilotierungsphase der OpenEcoLab-Idee ist: Das OpenEcoLab Blievenstorf, welches OSEG schon seit einigen Jahren betreibt. In dem ehemaligen Forstbetrieb befinden sich neben der von OSEG nach Bedarf betriebenen offenen Werkstatt auch mehrere Übernachtungsmöglichkeiten, sodass das OpenEcoLab auch zum Betrieb mehrtägiger Veranstaltungen und Workshops geeignet ist. So wurden in der Vergangenheit bspw. Schweißworkshops oder Vereinsversammlungen hier abgehalten. Es war sehr schön, den weiteren Fortschritt auf dem Gelände zu betrachten und sich mit dem lokalen Vereinsmitglied Max über die Vereinsarbeit und die weitere Zukunft auszutauschen.
Weiter ging es, diesmal knapp 300 km Richtung Westen ins schöne Nordrhein-Westfalen zum OpenEcoLab Rahden. Hier betreibt Oliver Schlüter eine imponierende Vielzahl unterschiedlicher Projekte: Eine Werkstatt (Schwerpunkt Holzverarbeitung), ein Elektronik-Lab, ein Bio-Lab sowie eine Gemüse- und Kräutergärtnerei. Zudem befindet sich im Gebäudekomplex ein Seminarraum und drei Gästezimmer (die wir dankend bezogen). Besonders spannend war der Einblick in das ZACplus Citizen Science Projekt, welches Oliver in diesem Jahr durchführt. Bei diesem Open Source Ecology-Projekt geht es darum, in gemeinsamen Workshops die Funktion einer Zink-Luft-Brennstoffzelle zu erforschen und dazu passende (Open-)Hardware zu entwickeln (hier geht’s zum Videokanal). Für mich war sehr beeindruckend zu sehen, wie viele thematische Felder das OpenEcoLab Rahden bespielt, sei es im Energiebereich, im 3d-Druck, der Produktion von Open Source Hardware, der Durchführung von Bildungsprojekten, der Produktion und Konservierung von Nahrungsmitteln, der Nutzung nachhaltiger Bauweisen und vielem mehr. Dies zeigt für uns abermals auf, wie gut sich Inhalte der Open Source Ecology mit zirkulären Praktiken einer Kreislaufgesellschaft verbinden lassen. Vielen Dank und bis bald wieder, Oli!
Unsere vorerst (leider) letzte Etappe führte uns zu Alte Hölle e.V.: Im Rahmen des VOW-Sommercamp 2024 lud der Verbund offener Werkstätten e.V. alle “Werkstattmacher*innen und Selbermacher*innen, Interessierte und Freunde der Zusammenmach-Kulturen” ein, um sich auszutauschen, gemeinsam zu spielen, zu lernen, zu essen und die Seele in angenehmer und angeregter Atmosphäre baumeln zu lassen. Das wollten wir uns als langjähriges Mitglied des VOW natürlich nicht nehmen lassen.
Als “lebendiger Projektort für nachhaltiges Leben, Begegnung, Handwerk, Digitalisierung & Kunst” begegnet uns die Alte Hölle e.V. als spannendes, weitläufiges Areal mit verschiedenen Gebäuden vom Hotel mit Pool übers Gasthaus bis hin zum Heizhaus. In unmittelbarer Nähe befindet sich die lose an das Projekt angeschlossene ACZ Manufaktur. Das ACZ ist ein Produktionsort für Kreativität und Innovation, an dem sowohl dauerhafte, teilweise offene Werkstätten, Studios und Büros als auch projektbezogen Arbeitshallen entstehen.
Neben der entspannten Stimmung gab es Einiges zu erleben: So konnten in Workshops unter anderem die Holzbearbeitung per Hand und per Kettensäge erlernt, erste praktische Erfahrungen im Umgang mit Traktoren und geländegängigen Gabelstaplern gesammelt oder ein Open Source Synthesizer gebaut werden.
Zum Abend bot die “Open Stage” Raum für die Vorstellungen interessanter Projekte und weiterer Infos zum VOW-Sommerfest. Neben spannenden Vorträgen der Solarpunk-Bewegung (welche zufällig ebenfalls vor Ort war) und Aktivisti aus dem VOW-Kreis wurde auch der neue VOW-Imagefilm gezeigt. Zudem erhielten wir die Gelegenheit unser OpenEcoLab-Mapping vorzustellen und interessierte Orte anzusprechen, die sich als OpenEcoLabs am Projekt beteiligen wollen.
Am nächsten Tag erfolgte noch ein kleiner Putz- und Packmarathon, um die Hölle für die uns Nachkommenden wieder betretbar zu machen. Den Abschluss machte dann noch ein kleine Radreparatursession, welche fünf Fahrrädern wieder neues Leben einhauchen konnte (FRE!LAUF Spirit)!
Wir sind überwältigt von der Ausstattung, den Betreiber*innen und dem großen Gelände der Alten Hölle e.V.! Wir haben es sehr genossen, am Sommerfest teilzunehmen, all die tollen Menschen kennenzulernen, anregende und interessante Gespräche zu führen und viele neue Verbindungen zu knüpfen. Es war eine wunderschöne Veranstaltung und ein wahnsinnig inspirierender Ort, den wir gerne als OpenEcoLab begrüßen. Vielen, vielen Dank an die Alte Hölle e.V. und den VOW!
Auf dem Weg war eines unserer Fahrzeuge in eine Unfall verwickelt und wir wurden mit einem unfassbaren Teamwork und Unterstützung vor Ort in der Alten Hölle empfangen. Vielen Herzlichen Dank an alle helfenden Hände an dieser Stelle.
Wir schließen diese Tour mit vielen neuen Eindrücken, Kontakten und jeder Menge Zuspruch für das OpenEcoLab Mapping.
Vielen Dank an alle, die uns so unglaublich freundlich, offen und bereichernd aufgenommen haben. Spezieller Dank auch an Nora für die vielen, tollen Fotos! 🙂