Mit dem Motto “Innovation durch Offenheit” startete in Dresden die erste deutschlandweite Konferenz mit dem Schwerpunkt Open Source Hardware. Wir waren dabei und berichten euch einzelne Einblicke, Erfolge und neue Verbindungen zu Industrie und Forschung.
Bereits vor zwei Jahren wurden wir auf das neue Projekt an der HTW Dresden aufmerksam, OSHOP, welches sich nun in Richtung Netzwerk und Ratgeber für die Region Sachsen entwickelt. Die Inhalte sind weitreichend nützlich und ermöglichen einen neuen Blick auf die Landschaft von Open Source Hardware im Bereich Forschung und Industrie. Unternehmen und Forschungsinstitute aus der Region sollten sich hier unbedingt bemerkbar machen und in die aktive Zusammenarbeit gehen, das Projekt läuft noch ca. eineinhalb Jahre. Auch weitere Konferenzen sind angedacht: Save The Date 2025 – 21.10.-24.10.24 in Chemnitz.
Ein erster Medienbeitrag in Videoformat ist bereits verfügbar, sowie einzelne Impressionen via Social Media (Beispiel: Mastodon). [1]
Hier die PDF Fassung des OSH Konferenz Programms. Wir freuen uns auf die Folgeveranstaltungen.
Eine kurze Zusammenfassung der Netzwerkveranstaltung in Auszügen
Anwesende waren uns durchaus zum Großteil bekannt, dennoch neue Gesichter und Akteure. Es war spannend zu sehen, wie sich die Förderlandschaft, Vertretende verschiedener Branchen und auch verstärkt neue Stimmen aus Mittelstand und Forschung hier mit den Pionieren der letzten Jahre mischte. Ob dies schon die ersten Anzeichen Richtung Mainstream sind, lässt sich noch nicht abschätzen. Dennoch insgesamt eine Aufbruchstimmung. Mit dabei aus unserem Netzwerk: Open Hardware Allianz, Verbund Offener Werkstätten, Open Knowledge Foundation DE, Mifactory, MNT Research, Open Source Imaging, Open Toolchain Foundation sowie Vertretende verschiedenster Makerspaces und Forschungseinrichtungen (Beispiel OpenLab Hamburg).
Auftakt am ersten Tag war nach der Begrüßung und Einblicke aus dem Forschungsprojekt die Keynote von Tobias Redlich, welche unter dem Titel “Nachhaltige Produktionstechnik – Herausforderungen und Chancen von Open-Source-Werkzeugmaschinen” unter anderem am Beispiel des OpenLab Starter Kits die verschiedenen neuen Betrachtungsweisen und Chancen für “Innovation durch Offenheit” gut darstellte.
Auf der Hauptbühne konnten wir neben dem neuen Projekt “Ikego” von Lars Zimmermann auch selbst einen Vortrag einbringen. Martin Häuer und Timm Wille stellten erstmals in Vertretung zweier Organisationen (OSE Germany e.V. und OSI² e.V.) die Wichtigkeit von ganzheitlichem Design und Standards in der Entwicklung von Open Source Hardware dar, unter dem Titel: “OSH – Ganzheitliches Design, Standards und Dokumentation in der Medizintechnik” (Folien). Beeindruckend war hier vor allem die umfängliche Verwendung von Git zur Versions- und Variantenverwaltung im Ingenieurbereich. Was in der klassischen Produktentwicklung immer noch ein Novum zu sein scheint.
Neben diversen Gesprächen mit den Austellenden und Menschen aus dem Netzwerk gab es ein gemeinsames Angebot einer “Open-Source-Hardware-Sprechstunde” in denen die Kollegen Martin Häuer, Marcel Partap, Michel Langhammer sowie Maximilian Voigt sich mit anderen rund um deren Fragestellungen und Projektherausforderungen im Kontext der Hardware Entwicklung austauschten.
Am Nachmittag gab es aus unseren Reihen zudem zwei Diskussionstische von Marcel Partap zu “Herausforderungen und Potenziale
generativer OS Engineering KI für nachhaltige und kooperative Technologieentwicklung” sowie Timm Wille zu “Open-Source-Software-Ökosysteme für Ingenieure und Designer”.
Der erste Tag war intensiv, voller Inspiration und vielen Gesprächen. Neue Kontakte wurden geknüpft und alte aufgewärmt. Wir konnten einige Missverständnisse über Lizenzen aufklären, wobei Unwissenheit und Openwashing hier miteinander verschwimmen. Dieses Kapitel werden wir noch gesondert ansprechen. Es bedarf eindeutig mehr (persönlichen) Austausch und auch leicht verständliche Beispiele und Informationsmaterial ähnlich unserer ersten Broschüre. Ein uns bis dahin unbekanntes Beispiel: OpenTransfer. Hier hoffen wir zwecks einer Neuauflage der OSH Broschüre kooperieren zu können. Eine eigene Info-Website soll entstehen. Wir werden darübr berichten. Nicht nur diese neuen Begegnungen mit der Forschung zeigen: das Netzwerk wächst, das Thema “Open Source Hardware” wird bekannter und es sind ganz neue Kooperationen über verschiedene Knotenpunkte möglich. Auch Gespräche mit der Wirtschaft fanden statt. So stellte die Firma SolarInvert ihren modularen Wechselrichter und ihren Weg, dessen Design frei zur Verfügung zu stellen, vor. Eine passende Open Source Lizenz fehlt leider noch, weshalb eine freie Nutzung noch nicht gesichert ist. Gern begleiten wir diesen Prozess und unterstützen bei der Beantwortung noch offener Fragen.
Inhaltliche Steilvorlage für eine “Open Circular Society”
Bemerkenswert war vor allem am ersten Tag, dass es sehr viele Beiträge aus den Bereichen der Offenheit, Modularität, Reparatur, Kreislaufwirtschaft und Sozioökologischen-Tranformation gab. Lösungsvorschläge wurden vorgestellt, die Bezugsgrenze zu offener Technologieentwicklung dargestellt und auch neue Herausforderungen wurden angesprochen. Es war eine erstaunlich große Schnittmenge der Inhalte zu erkennen, die sich rund um die Fragen der Nachhaltigkeit und zukunftsfähiger Innovationen ganz neu mit der Thematik einer möglichen “Circular Society” befasste, auch wenn dieser Begriff nur in unserem Vortrag auftauchte. Wir hoffen daraus formen sich neben dem Innovationsgedanken auch neue Pionierfelder und Projekte, welche vielfältige Erkenntnisse liefern hin zu einer “Open Circular Society”. Wir werden dazu auch an geeigneter Stelle weitere Inhalte veröffentlichen.
Erkenntnisse und Ausblick
Die am ersten Tag gestartete Austauchrunde konnte am zweiten Tag nicht ganz so intensiv fort geführt werden, da sich die Veranstaltung auf zwei Orte aufteilte. Hier wäre in Zukunft ein wenig mehr Raum zum Abschluss neuer Kooperationen oder generellem Vernetzen wünschenswert. Das Programm war auf Workshops ausgerichtet und neben Einführungen in weitere Themen wie einem KiCAD Workshop gab es auch einen tiefer gehenden Vortrag von Michel Langhammer zum Kontext “Open Source Hardware und Cyber-Physiklische Produktionssysteme”. Offene Standards, wie die DIN SPEC 3105, offenes Wissen, offene Entwicklung und “Open Toolchains” als Basis für neue verteilte Fertigungen und Zusammenarbeit im “Cyberphysikalischen Raum” wurden präsentiert. Weitere spannende Ansätze wie “Valueflows” und Rahmenbedingungen für ein funktionierendes Gesamtsystem wurden beispielhaft vorgestellt.
In den Gesprächen wurde vor allem der Nachholbedarf, aber auch das Interesse an guter Dokumentation und korrekter Anwendung von Open Source Lizenzen speziell bei Hardware deutlich. Gleichzeitig gibt es aber auch immer mehr Verständnis und Grundlagenwissen zu dem Thema, welches den Austausch und auch die Lösungsfindung deutlich vereinfacht.
Insgesamt sind wir begeistert von der Auswahl der transdisziplinären Teilnehmenden, Angebote und Vernetzungsmöglichkeiten in einem größer werdenden Feld. Die Synergien gerade im Bereich der Nachhaltigkeitsthemen wurden sichtbar, wie zuvor erwähnt auch neue Kooperationsmöglichkeit. Wir möchten uns an dieser Stelle für die tolle Organisation und Moderation bedanken und geben noch einen weiteren Ausblick mit für eine mögliche Zusammenarbeit, die sich auf der Veranstaltung abgezeichnet hat.
Open Source Hardware Meta-Data Suchplattform, ein Auftakt für eine intensive Kooperation?
Auf der Konferenz wurde klar, wir haben sehr ähnliche Ziele und Projektvorhaben. Eine ganz konkrete Zusammenarbeit könnte sich auf der Entwicklung von Meta-Daten-Standards und einer Plattform zur globalen Suche von Open Source Hardware (OSH) ergeben. Unser aktuell an den Start gehendes Projekt in der 5. und letzten NGI Search Förderrunde “Towards a Linked Data Powered Hardware Design Search Ecosystem” haben wir erfolgreich eingereicht. Es wird den “Open Know How” Standard neu implementieren und bestehende Linked Data und andere Tools verbessern sowie neue hinzufügen, um ein solides Backend für eine distributive und auch durch Crawler erweiterbare Hardware-Suche zu ermöglichen. Eine Demo-Plattform zur OSH Suche und automatisierte Validierungen und Evaluierungen wollen wir ebenfalls bis Juni 2025 auf die Beine stellen. Wir werden an geeigneter Stelle hierzu noch weitere Einblicke geben und über das Projekt ausführlich berichten.